Sri Lanka

„Strahlend schönes Land"

"Es ist das Paradies, wahrhaftig, es ist das Paradies!"

Dies soll der Schriftsteller & Dichter Hermann Hesse begeistert ausgerufen haben, als er im Jahre 1911 die Hauptstadt der Insel, Colombo, erreichte.

Nahezu 102 Jahre später, Ende Januar / Anfang Februar 2013, waren mein Mann und ich zum ersten Mal auf diese Insel gereist und konnten derartige Ausrufe nicht von uns geben. Der Grund: die Nacht hatte sich bei unserer Ankunft noch nicht ganz dem Tag überlassen, so dass es zu dunkel war, um das Land im eigenen Lichte zu sehen. Gewiss, wir hatten schon mehr Vorstellungen, außer Sonnenschein, freundliche Menschen, Tempel und Elefanten... Doch das erste, was wir erlebten, konnte uns leider nicht begeistern. Es überraschte, ja, schockierte uns:
 

Der Verkehr

Wir wurden mit einem Auto vom Flughafen Colombo zu unserem Hotel in Kalutara gebracht, eine Strecke an der Westküste entlang von ca. 45 km. Normalerweise keine wirklich weite Entfernung, doch für uns wurde diese Fahrt zum echten Abenteuer! Die Verhältnisse auf Sri Lankas Straßen lassen sich nur schwer realistisch beschreiben. Ein "geordnetes Chaos", das aber wohl nur die Einheimischen beherrschen. Auf den Hauptverkehrsstraßen drängten sich nebeneinander Fußgänger, unbeleuchtete Radfahrer, Tuk-Tuks (motorische Dreiräder, die für Asien typisch sind), Autos, Busse und LKWs. Wer schneller war, überholte einfach, wobei eine Bremse überflüssig zu sein schien. Die kleinsten Lücken wurden dabei zentimeterscharf ausgenutzt. Einer unserer Fahrer sagte einmal treffend: "Bei uns Hupe ist wichtig! Bremse kaputt - nicht so schlimm, aber Hupe! Hupe MUSS funktionieren!" Und er lachte. Trotz des stets rasanten und riskanten Verkehrs kam es vor, dass wir für eine Strecke von 30 km mehrere Stunden benötigten, denn gerade auf den Hauptstraßen schienen die Menschen Tag und Nacht unterwegs zu sein und dies oft in wahren Massen. Fazit für uns: Mietauto: undenkbar! Nicht zuletzt wegen des Linksverkehrs. Tuk-Tuk: zu gefährlich! Die Tuk-Tuk-Fahrer hatten teilweise gar keinen Führerschein und das Gefährt bot von seiner Bauweise her keinen Schutz. Außerdem rechnete es sich am Ende doch nicht. Das eine Mal, das wir uns überreden ließen mitzufahren, mussten wir hinterher recht teuer bezahlen. Der Tuk-Tuk-Fahrer verlangte jedenfalls den doppelten Preis vom vorher vereinbarten. Unsere Lösung: wir buchten im Hotel organisierte Tagesausflüge. Die waren natürlich vergleichsweise teuer, aber ihren Preis wert, denn so haben wir bequem und viel von Sri Lanka gesehen und erlebt. Und das Beste: mehrmals waren wir nur zu zweit, hatten also mit unserem Reiseführer so etwas wie einen "Privatchauffeur" und waren dadurch unabhängig und flexibel. Und wir wurden stets sicher zurückgebracht, zu unserem herrlichen


Urlaubsdomizil

Ich denke, wer - wie wir - ein 4**** - Hotel bucht, kann gar nicht viel verkehrt machen. Wir "Ruhesuchenden" waren darüber hinaus froh, dass unser Hotel idyllisch auf einer Landzunge lag. Westlich davon das Meer, östlich gelegen die Mündung des "Kalu Ganga". (Wobei "Ganga" immer einen Fluss bezeichnet.) Kein Verkehr und kein störender Lärm von der Eisenbahnlinie, die an der Westküste entlang verläuft. Woran wir uns allerdings erst gewöhnen mussten, war das Krächzen der vielen Krähen, die sich in der Hotelanlage ebenfalls sichtlich wohl fühlten. Sehr niedlich dagegen die kleinen, quirligen Streifenhörnchen, die sich auch schon mal eine Zuckertüte vom Frühstücksbuffet stibitzten und geschickt aufbissen, um dann das süsse Weiß zu naschen. Auffallend war die gepflegte Anlage und die Sauberkeit. Jeden Tag waren Gärtnerinnen und Gärtner fleißig, Männer mit weißen Polo-Shirts kümmerten sich um die Liegestühle und Badehandtücher und es waren auch Männer, die die Zimmer reinigten und des Abends dafür sorgten, dass die Gäste nicht von Insekten geplagt wurden. Überhaupt bemühten sich alle Bediensteten immer sehr und umsorgten jeden Gast rührend. Allein dies: frische Handtücher wurden kunstvoll geformt und so begrüssten uns jeden Tag andere Handtuchtiere auf unserem Bett: Elefanten, Schildkröten, Frösche, Schwäne usw. Wir waren jedes Mal regelrecht gespannt und am Ende hatten wir einen richtigen "Handtuch- Zoo". Der Pool wurde für uns unersetzlich. Zum einen, weil der Wellengang und die Strömung des Meeres zu der Zeit so stark waren, dass das Baden in dem natürlichen Gewässer kein reines Vergnügen war und zum anderen die "Beach-Boys"! Einheimische Männer, die hinter dem Hotelzaun regelrecht lauerten und jedem Gast, insbesondere, wenn er neu angekommen war, lautstark zuriefen. Derjenige, der den Privatbereich des Hotels verließ, sprachen sie sofort an, um ihre Tuk-Tuk-Dienste anzubieten oder ihre Restaurants zu empfehlen. Oder wie wäre es mit einem Foto zusammen mit Schlange oder Äffchen? Unbedingt empfehlenswert fanden wir eine Massage, die wir uns am letzten Tag im Spa unseres Hotels gönnten. Qualitativ hochwertige, fein duftende Öle und bestens ausgebildete Hände in einer Atmosphäre, die uns jeglichen Alltag vergessen ließen. Danach noch eine Tasse Tee. Die perfekte Entspannung für uns! Möglich nur durch die dort lebenden

Singhalesen und Tamilen

Zum Teil war zu spüren, dass die Menschen auf Sri Lanka noch nicht ganz so viel Erfahrung mit Touristen haben, aber das war nicht unbedingt ein Nachteil. Überall waren die Einheimischen uns gegenüber sehr offen, schienen sich zu freuen und waren sichtlich um uns bemüht. Vor allem im Hotel war der Fleiß, die Freundlichkeit und das zuvorkommende, aber unaufdringliche Wesen des Personals zu spüren. Überrascht hatte mich insbesondere ein etwa 8-jähriger Junge, der mich beim Besichtigen einer christlichen Kirche ansprach. Ich staunte über seine Englischkenntnisse mit denen er uns das Inventar des Kirchenraumes freudig erklärte. Wir merkten, für ihn war allein das Gespräch mit uns wertvoll, denn er wollte von uns nichts annehmen. Als ich ihm daraufhin mitteilte, dass ich dann wenigstens für ihn beten werde, strahlte sein Gesicht. Überhaupt erschien uns die tiefe Religiosität der Einheimischen sehr beeindruckend. Überall waren buddhistische Tempel zu finden. Sehr gepflegt und stets gut besucht. Barfuß, Opfer darbringend, betend, ehrfürchtig. Vor den Tempeln sahen wir oft am Straßenrand kleine Opferstöcke für Autofahrer, die von Zeit zu Zeit anhielten, Geld einwarfen und Buddha um Schutz baten (den man, wie schon beschrieben, auch gut brauchen konnte). Den Glauben und die kulturellen Bräuche des Landes sollte jeder Tourist achten und Rücksicht darauf nehmen. Insbesondere beim Besichtigen von Tempeln und heiligen Stätten. So müssen z.B. vor dem Betreten eines Tempels die Schuhe ausgezogen werden, die Arme und Beine bedeckt sein, der Kopf allerdings nicht! Die Armut, in der doch viele auf der Insel leben, war offensichtlich. Kleine, ganz einfache Holzhäuschen, die Wäsche zum Trocknen über den Stacheldrahtzaun gehängt, der den privaten Bereich abgrenzte. Ein junger Vater mit seiner Tochter auf dem Arm, der uns nach Bonbons fragte. (Und ich hätte ihm viel lieber eine Zahnbürste geschenkt.) Frauen auf einer Plantage, die für ein paar Euro am Tag kiloweise Teeblätter ernteten. Einer Gruppe von Menschen sah man deren Stand jedoch nicht sofort an, den Schulkindern. Sie trugen Uniformen: weiße Blusen oder Hemden und blaue Röcke oder Hosen. Die meisten Einheimischen sprechen englisch, die Reiseführer auch ein oft erstaunlich gutes Deutsch, sodass eine Verständigung nicht schwierig war. Dennoch freuten sich die Singhalesen immer über ein „Ayubowan“ zur Begrüssung und einem „Istuti“ als Dankeschön. Der Vorteil, wenn man ein paar Worte in der fremden Sprache kann ist außerdem, dass man sich selbst noch ein wenig „heimischer“ fühlt in diesem

Land

„Welschä drai Dingä von Ceylon“ (so wurde Sri Lanka während der Kolonialzeit genannt) „ist in da ganzen Welt baÅNrühmt?“, fragte mich ein Reiseführer. Tee, Ayurveda ( das bedeutet so viel wie „Wissen vom Leben“) und: die Edelsteine!

Letztlich haben wir auch von jeder dieser Kostbarkeiten welche mit nach Hause gebracht und wir fanden: das lohnt sich auf jeden Fall! Auch Gewürze und Kokosöl würden wir als Souvenir empfehlen. Dennoch raten wir zur Vorsicht. Natürlich versuchten auch singhalesische Händler die für sie besten Gewinne zu erzielen und es konnte sein - wie in unserem Fall - dass die ayuverdischen Kosmetika und Heilmittel durch geschickte Verkaufstechnik und Überredungsgabe viel zu schnell in der Einkaufstüte landeten und erst an der Kasse das "Erwachen" kam. Geweckt vom hohen Betrag, der dann zu zahlen war.

Zu sehen, wie die verschiedenen (Halb-) Edelsteine, z.B. Mondsteine, Saphire oder Smaragde, traditionell auf mühevollste Weise mit bloßen Händen und Körben aus der Erde geborgen wurden, war beeindruckend und auch erschreckend zugleich. In den Geschäften, die immer am Ende einer Besichtigung auf uns warteten, fühlten wir uns jedoch nicht so wohl, denn stets hatten wir das Gefühl, etwas kaufen zu müssen. Davor können auch wir jeden nur warnen, denn das Drängen der Verkäufer machte es schwer, frei zu entscheiden und wer weiß schon, welcher Edelstein wirklich echt ist und welcher vielleicht doch nicht "ganz so edel"? Uns half ein Fahrer und Reiseführer, der uns ein Schmuckgeschäft eines Freundes empfahl. Ein eher abgelegener, kleiner und ganz und gar nicht "pompöser" Laden. Wir waren die einzigen Kunden und wurden herzlich bedient. Durch die überschaubare Auswahl waren das Auge und der Entscheidungswille auch nicht überfordert. Und es war klar: hier wurde nicht gefeilscht, die Preise waren fair und die Ware ehrlich.

Wunderschön und unbedingt erlebenswert fanden wir auch die Bergwelt Sri Lankas. Wer - wie wir - von der Hauptstadt Colombo aus mit der nostalgischen Eisenbahn (die tatsächlich noch aus der Kolonialzeit stammt) gemütlich in die "letzte Königsstadt" Kandy fährt, erlebt garantiert Land und Leute ganz original. Ansprüche an diese Art von Bahnfahrt darf man dabei jedoch nicht haben. Die Toilette war lediglich ein Loch im Boden des Waggons, jeder der Kunstledersitze war besetzt und die Lok schnaufte lautstark die Steigungen hinauf. Aber genau dies alles machte auch den Reiz aus! Und wie schön war es, in dieser Langsamkeit der Fahrt die sich ändernde Landschaft betrachten zu können. Reisfelder, Weiden, kleine Dörfer, durch Tunnels in die bewaldeten Berge…

Die Stadt Kandy sollte sich niemand entgehen lassen!
Im dortigen berühmten, sogenannten "Zahntempel" wird das kostbarste Heiligtum Sri Lankas aufbewahrt: angeblich ein Eckzahn von Buddha selbst. Allein, wie die Einheimischen sich hier verhielten war sehr interessant. Die Schuhe mussten wir gegen eine geringe Gebühr abgeben. Dann Blumen über Blumen, deren Duft auch den Bienen nicht verborgen blieb und Menschentrauben, die sich vor den silberbeschlagenen Türen zum Allerheiligsten rücksichtsvoll drängten. In einem Nebengebäude des Tempels stand sogar noch der letzte, dortige Arbeitselefant in seiner ganzen Größe: unbeweglich, ausgestopft, verehrt.

Elefanten in Natura zu erleben ist fast ebenso ein „Muss“ auf Sri Lanka, wie dem Auge und der Seele das kräftige Grün einer Teeplantage zu gönnen. Wer diese großen, faszinierenden Tiere im berühmten "Pinnawala"-Park, wo verwaiste Elefantenbabys aufgezogen und behinderte Elefanten gepflegt werden, erlebt, nimmt garantiert Urlaubserinnerungen besonderer Art mit.

Noch beeindruckender ist natürlich der Besuch eines Nationalparks, wo Elefanten noch in freier Wildbahn beobachtet werden können. Auch wir ließen uns ein solches Erlebnis nicht entgehen und konnten viele Tiere in ihrer natürlichen Umgebung erleben. Weißkopfadler, Chamäleons, Wasserbüffel, Krokodile, Flughunde und natürlich: Elefanten, um nur einige zu nennen. Überhaupt können Natur- und Tierliebhaber auf Sri Lanka sehr gut "auf ihre Kosten" kommen. Beispielsweise auch beim Besuch einer Schildkrötenaufzuchtstation. Meeresschildkröten sind eine der Tierarten, die in ihren Beständen stark gefährdet sind und wir haben einheimische, sehr engagierte Tierschützer kennengelernt, die sich für diese besonderen Geschöpfe des Meeres einsetzten. Sie sammelten die Gelege der Muttertiere ein, betteten sie in ihre Aufzuchtstation um und beschrifteten alle Eier mit Ort und Datum. Waren die Kleinen geschlüpft, kamen sie erst einmal in gesonderte Wasserbecken, bis sie für die Freiheit kräftig genug waren. Aber auch kranke, durch Fischernetze oder Motorboote verletzte Schildkröten wurden gepflegt. Unter den Einheimischen gab es aber immer noch Menschen, bei denen Schildkröten als Delikatesse gelten und nicht jeder Fischer, der eine verletzte Schildkröte fand, brachte sie zur Aufzuchtstation, sondern lieber in die heimische Küche.

Nicht nur das Tierreich war auf Sri Lanka unheimlich vielfältig, auch die Pflanzen und Blumen ließen uns immer wieder staunen. Vor allem im weitläufigen Botanischen Garten von Kandy. Allein die unterschiedlichen Palmenarten könnten wir gar nicht mehr alle aufzählen. Auch die Farbenpracht der Orchideen, Hibiskusblüten, oder dem Lotus auf Teichen war wohltuend. Hinzu kamen natürlich die Nutzpflanzen wie Papaya, diverse Bananensorten, Mangos, Passionsfrüchte usw. oder Gewürzpflanzen wie Zimt, Kakao, Ingwer, Safran oder Muskatnuss.

Mein Mann und ich sind jedenfalls nicht nur mit landestypischen Souvenirs, vielen Fotos und gebräunter Haut nach Hause zurückgekehrt, sondern vor allem mit Bereicherungen, frischen Kräften, einer entspannten Seele und wunderschönen Erinnerungen.

An dieser Stelle auch unseren DANK an Frau Streng und ihrem kleinen, feinen Reisebüro, die uns hervorragend auf diese Reise vorbereitet und alles perfekt organisiert hat!

Katrin Frank