Seidenstraße II

"Über den Karakorum-Highway von Islamabad nach Kathmandu"

Als ich erzählte, dass ich von Pakistan auf dem Karakorum-Highway nach Kathmandu wollte, hielten mich einige Freunde und Bekannte für lebensmüde und hätten sich fast von mir verabschiedet; denn ich würde sicher nicht wieder zurückkommen.

Nun, lebensmüde war und bin ich nun ganz und gar nicht; ganz im Gegenteil! Und wenn die Reise nicht sicher wäre, dann würde sie sicherlich nicht von IKARUS angeboten und schon gar nicht durchgeführt werden. Da war ich mir vollkommen sicher. Und ich musste den Karakorum-Highway bereisen und unbedingt nach Tibet. Das waren zwei meiner Reiseträume, die ich unbedingt erleben wollte.

Schon bei der Ankunft am Flughafen in Rawalpindi war jegliche Anspannung, die zugegebenermaßen doch vorhanden war, wie weggeblasen.

Die sehr späte oder besser gesagt, die sehr frühe Ankunft um 03.30 Uhr, die schwülheiße Luft und danach der mehr als kurze Schlaf in dem doch sehr komfortablen Hotel konnten meiner Freude keinen Abbruch tun.

Am nächsten Morgen verließen wir Islamabad in Richtung Karakorum-Highway. Sehr oft winkten uns Pakistani zu und freuten sich Fremde in ihrem Land zu sehen. Im ersten Teil der Pakistan-Reise  konnte man nachverfolgen wie weit Alexander der Große vor fast 2500 Jahren gekommen war. In Taxila gab es viele Ausgrabungsstätten mit griechischen Spuren.

Die schwierigen Straßenverhältnisse auf dem Karakorum-Highway wurden durch die bizarre Landschaft und die faszinierende Bergwelt in den Hintergrund gedrängt und bei jedem Halt in einem Ort oder bei einem Restaurant oder einem Hotel konnte man sich von der Gastfreundschaft und der Freundlichkeit der Menschen in diesem Teil der Welt überzeugen. Hier gab es keine bösen Muslime oder gewalttätige Fundamentalisten. Die uns ab und zu begleitenden Polizei- oder Militärfahrzeuge erzeugten keinerlei Unbehagen in unserer Reisegruppe. Wahrscheinlich fuhren sie nur mit uns, damit wir das Gefühl der Sicherheit bekämen und nicht weil es unsicher war. Pakistan hat nicht nur mich mehr als positiv überrascht, sowohl von den freundlichen Menschen, der  alten Kultur als auch der wunderschönen Landschaft.

Da war der Empfang an der pakistanisch-chinesischen Grenze am Khunjerab-Pass schon etwas unangenehmer. Die Chinesen ließen uns erst einmal warten. Anscheinend hatten sie Freude daran, hier ihre Muskel spielen zu lassen; weit weg von Peking! Als Reiseerprobter lässt man sich von so etwas nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Man denkt sich seinen Teil.

Kashgar und Turfan, die beiden bekanntesten Städte an der Seidenstraße, haben ihren Glanz aus der Zeit von „Tausend-und-einer-Nacht“ noch nicht ganz verloren. Auf dem sonntäglichen Viehmarkt von Kashgar wird vom Kamel bis zum Yak, vom Schaf bis zum Pferd alles angeboten was lebendig ist und vier Beine hat.

Und die Kulturdenkmäler an diesem Teil der Seidenstraße wie die Bezeklil-Grotten bei Turfan, die Mogao-Grotten bei Dunhuang, die Ruinenstädte Jiaohe und Gaochang versetzen einen noch mal in längst vergangene Zeiten zurück. Man befindet sich in China, aber die Städte sind doch eher uigurisch geprägt.

Von Golmud fuhren wir mit dem Zug nach Lhasa. Gleich beim Aussteigen merkt man, dass hier die Luft bedeutend dünner ist und man bewegt sich jetzt automatisch langsamer und viel gemächlicher.

Aber Tibet, Lhasa und der Potala; ein von mir lang gehegter Wunsch, ging endlich in Erfüllung!

Die Orte wie Lhasa, Shigatse und Gyantse sind mittlerweile mehr chinesisch als tibetisch geprägt. Die Tibeter selbst sind sehr duldsame Menschen, die jetzt in ihrem Land eher eine Minderheit bilden, indes nach wie vor tief in ihrem Glauben verwurzelt sind.

Die letzten Tage dieser tollen Reise konnten wir noch in Kathmandu verbringen.


Oktober 2013, J. R.