Sibirien

Die weiten, holprigen Steppen- und Wüstenlandschaft der Mongolei verlassend, ging es mit der Transsibirischen Eisenbahn in Richtung Sibirien. Schon vor der Grenze wurde die Landschaft bewaldeter und etwas hügeliger.

Die Grenze erreichte ich kurz nach Mitternacht. Trotz Müdigkeit musste man sich der etwas aufwendigen Kontrolle unterziehen, die hier in diesen Regionen nun mal üblich ist und bei der es etwas weniger höflich zugeht.

Aber auch das war bald geschafft und ich konnte mich einer kurzen Nachtruhe hingeben. Bei Tageslicht erfreute man sich an den weiten Wäldern und den kleinen Holzhäuschen, die den Bahndamm begleiteten.

Bald kam das „heilige Meer“ wie die Russen den Baikal nennen in Sicht. Kajakfahrer tauchten auf und immer wieder sah man Angler knietief im Wasser stehen, die immer wieder ihre Rute auswarfen nach einem guten Fang.

Der endemische Omul sollte uns noch in verschiedenen Variationen auf unserem Teller begegnen und unseren Gaumen jedes Mal auf's Neue erfreuen.

Kurz vor Irkutsk wurde die russische Waggonchefin rege und animierte uns zum Aussteigen fertig zu machen.

Irkutsk, eine schöne Stadt, weitab von Moskau und der westlichen Welt hat einen besonderen Charme. Schöne Holzhäuser stehen immer noch mitten in dieser quirligen Stadt am Zusammenfluss von Angara und Irkutsk.

Etwas außerhalb dieser Stadt in den endlosen Weiten der Tundra trifft man noch auf Schamanen, die ein wild-mystisches Flair aus vergangenen Zeiten verbreiten. Auf der Insel Olchon sind die Leute etwas rauer, aber im Kern sehr liebenswert. Was müssen diese Menschen ihre Heimat lieben, um hier im Winter bei minus 30° bis 40° C und mangelnder Versorgung auszuhalten und weiterhin hier zu bleiben.

Sibirien kannte ich aus Erzählungen, Reisebeschreibungen und zu Anfang als Kind durch Jules Vernes Roman „Der Kurier des Zaren“. Für mich hatte es immer einen Hauch von Abenteuer, Überlebenskampf und Straflager. Jetzt war ich selbst hier und möchte diese Erfahrung trotz mancher Entbehrung, die es nun einmal in diesem Teil der Welt gibt, nicht aus meinen Reiseerfahrungen streichen. Sibirien ist etwas Besonderes und sicher keine Reise für Anfänger. Wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, wird es nicht bereuen und schon gar nicht vergessen.

 

Juli 2015, J. R.