Mayas, Krokodile und Papageien

"Was uns an der Route besonders gereizt hat, waren die archäologischen Maya-Stätten in Yucatan/Mexiko und Belize. "

Vor fünf Jahren hatten wir unsere erste Tuicruises-Kreuzfahrt in der Karibik gemacht — seitdem haben wir uns in jedem neblig-kalten Regensburger Winter zurückgesehnt auf das Schiff, zu den warmen Abenden im Außenbereich einer Bar am Heck des Schiffes und in die überwältigende Natur mit faszinierenden Pflanzen. Die traumhaften zwei Wochen auf der Mein Schiff 2 im Februar 2012 waren der Auslöser, eine zweiwöchige Kreuzfahrt auf der „Mein Schiff 4“ für den Februar 2017 zu buchen, als Tuicruises mit "Mittelamerika" eine neue Route in der Karibik angeboten hat — und, damit sich der weite Flug auch lohnt, anschließend noch eine Woche in einem Strandhotel in der Dominikanischen Republik zu verbringen. Was uns an der Route besonders gereizt hat, waren die archäologischen Maya-Stätten in Yucatan/Mexiko und Belize. Von den meisten Häfen aus haben wir über Tuicruises gebuchte Landausflüge gemacht, die zwar nicht ganz billig sind, aber bei den doch erheblichen Entfernungen zwischen Hafen und den interessantesten Zielen viel organisatorischen Aufwand sparen — und einem die Sorge nehmen, die Abfahrt des Schiffes zu verpassen.

 

Nach dem Start in der Dominikanischen Republik hat die "Mein Schiff 4" zuerst zwei Häfen auf Jamaika angelaufen. Von Ocho Rios aus haben wir einen Landausflug zu einer ehemaligen Bananen-Plantage gemacht, wo wir in einem vielseitig bepflanzten tropischen Garten die verschiedensten Nutzpflanzen "in Natur" sehen konnten, die wir bisher nur aus dem Supermarkt kannten: Zuckerrohr, Kaffee, Kakao, Vanille, Papaya, Kokosnüsse und ungeheuer aromatische kleine Bananen; nach der Besichtigung des Gartens durften wir ausgiebig kosten. Von Montego Bay aus machten wir eine Fahrt mit einem Bambusfloß auf einem kleinen Fluss durch die tropische Landschaft, ganz ruhig, man hörte nur das Wasser, Vögel und kurze Erläuterungen des Bootsführers. Als wir nach einer abendlichen Katamaranfahrt in den Sonnenuntergang zu der erleuchteten "Mein Schiff 4" im Hafen zurückfuhren, war das wie ein "Heimkommen".

Der folgende Seetag bot dann Gelegenheit, unser zur Reisevorbereitung erworbenes Wissen über die Mayas aufzupolieren und das Nichtstun an den schönsten Plätzen des Schiffes zu genießen. Wir haben es vor allem ausgenutzt, dass das Wetter eigentlich immer den Aufenthalt im Freien zugelassen hat (nur einmal war es so windig, dass einem die Tomatensuppe buchstäblich vom Löffel geweht ist mit Folgen für die weiße Bluse —  der Rest der Mahlzeit fand dann im Inneren des Schiffes statt...) Wir haben nur einmal im Hauptrestaurant des Schiffes am stilvoll gedeckten Tisch bei freundlichstem Service gegessen, sonst immer uns an verschiedenen Buffets zusammengesucht, worauf wir gerade Appetit hatten, und dann am Heck des Schiffes im Freien geschlemmt. Manchen Abend verbrachten wir auch lesend auf dem Balkon unserer Kabine und an jedem Morgen haben wir einen (in der Kabine selbstgemachten) Kaffee auf dem Balkon getrunken und das Einlaufen des Schiffes im neuen Hafen und den Sonnenaufgang beobachtet; die Kabine selbst war für uns eigentlich nur Schlaf- und Badezimmer. Zwischen der "alten" "Mein Schiff 2" und der viel jüngeren "Mein Schiff 4" ergab sich für uns übrigens kein Qualitätsunterschied.

Während das Schiff in Cozumel an einer der mexikanischen Halbinsel Yucatán vorgelagerten Insel lag, machten wir einen Landausflug nach Tulúm. Tulúm liegt in malerischer, exponierter Lage auf einer Klippe hoch über der Karibischen See; es war vom 13. bis 15. Jahrhundert ein Heiligtum und wichtiger Handelsplatz der Maya. Heute kann man dort zahlreiche verschiedene Gebäude aus der Spätzeit dieser Kultur besichtigen, über das ausgedehnte Gelände spazieren und die vielen Leguane beobachten, die unerschrocken in und zwischen den alten Gebäuden herumlaufen.

Den Aufenthalt in Belize nutzten wir für einen sehr vielseitigen Landausflug: Morgens besichtigten wir die Maya-Stätte Altun Ha und nachmittags machten wir eine Bootsfahrt auf dem Belize River. Altun Ha war von 200 vor Chr. bis 900 nach Chr. eine bedeutende Stadt der Maya und hatte zu seiner Blütezeit etwa 10000 Einwohner. Nach 900 verlor es schnell an Bedeutung und Einwohnern, die Pyramiden wurden vom Urwald überwuchert und vergessen. Seit der Wiederentdeckung 1963 wurden die Pyramiden teilweise wieder freigelegt, sie gruppieren sich um zwei Plätze auf einer Lichtung im Wald.

Während der anschließenden Fahrt mit einem Motorboot auf dem Belize River und auf einer Bootsfahrt durch den Tortuguero-Nationalpark bei Puerto Limón in Costa Rica zeigten uns die Bootsführer Krokodile, Kaimane, Brüllaffen, Faultiere, Reiher und Seekühe, für uns seltene Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum.

Auf Roatán, einer Insel vor der Küste von Honduras, machten wir eine kurze Wanderung durch den Regenwald und beobachteten Kapuzineraffen, Papageien und Tukane, die teilweise frei im Wald und teilweise in einer Tierauffangstation leben. Im dortigen Schmetterlingshaus wurden wir von farbenprächtigen Schmetterlingen inmitten tropischer Blüten umschwirrt.  

Der nächste Hafen war Colón in Panama. In der Gatún-Schleuse an der atlantischen Seite des Panamakanals beobachteten wir das Schleusen einiger riesiger Schiffe. Für die größten, die den Kanal befahren können, bleibt in der Schleusenkammer zwischen Bordwand und Schleusenwand nur ein Abstand von ca. 60 cm. Nach diesem Spektakel machten wir eine Bootsfahrt auf dem Gatún-See. Der Gatún-See ist vor hundert Jahren als Teil der Fahrrinne des Panamakanales und als Wasserreservoir für den Betrieb der Schleusen aufgestaut worden; er ist heute teilweise Naturschutzgebiet. Auf einer der Inseln im See veranstalten Emberá-Indianer ein Besuchsprogramm für Kreuzfahrttouristen, wobei der Verkauf von indianischem Kunsthandwerk im Vordergrund steht.

In Cartagena in Kolumbien und Santo Domingo in der Dominikanischen Republik durchstreiften wir die gut erhaltenen, gepflegten Altstädte aus der spanischen Kolonialzeit auf eigene Faust, genossen das Kolonialzeitflair und karibisches Essen. In Cartagena besuchten wir auch ein Museum mit Exponaten aus präkolumbianischer Zeit und in Santo Domingo die gotische Kathedrale aus dem 17. Jahrhundert, die erste Kathedrale auf amerikanischem Boden. Wir waren auch im Botanischen Garten von Santo Domingo, der uns insbesondere wegen seiner Orchideenabteilung ins Schwärmen brachte.

Vom "Baden im Meer" und "am Sandstrand Liegen" ist bis hierher nicht die Rede gewesen — das haben wir uns aufgehoben für die sechs Tage nach der Kreuzfahrt, die wir in der ausgedehnten Hotelanlage des empfehlenswerten Riu Palace in Punta Cana im Schatten eines Palmenwaldes am Sandstrand verbracht haben.

 

Die Reise war ein voller Erfolg. Alle unsere Erwartungen an Klima, Natur und Kultur — und an unser schwimmendes Luxushotel — wurden erfüllt. 

 

V. + I. R.